Begriff „Mizwa“:

Die Mizwot (jüdische Vorschriften) sind elementarer Bestandteil des jüdischen Glaubens. Neben den 10 Geboten gibt es weitere 613 Mizwot (darunter sind 365 Verbote und 248 Gebote), die in der Thora stehen und die der fromme Jude in sein Leben integriert.


Man unterscheidet:

  • Minhag -- Brauch, z.B. regionale oder örtliche Bräuche
  • Halacha -- feststehende Gebote (Mizwot)

Die Halacha (Mizwot) ist nach jüdischem Verständnis heteronomen Ursprungs, d.h. Israel von Gott auferlegt, und nicht autonomen Ursprungs (durch eine gesetzgebende Institution gegeben); deshalb können Mitzwot -- im Gegensatz zu Minhag -- nicht von Menschen aufgehoben werden.

Die Gesamtzahl der Mizwot ist 613:

  • 365 Verbote: Mizwot lo taasse "Tue nicht!"
  • 248 Gebote: Mizwot asse 'Tue!"

Die Zahlen sind nach jüdischem Verständnis nicht zufällig: der Zahlenwert des Wortes Thora ist 611:

Taw 400
Waw 6
Resch 200
He 5
Total 611

Dazu kommen noch die zwei ersten Gebote der Zehn Gebote, in denen anochi "ich selbst" steht, und die Israel aus dem Munde Gottes direkt und nicht via Moses vernommen haben soll.

Macht 611 + 2 = 613

Die Zahl der Verbote (365) entspricht der Zahl der Tage des Jahres und die Zahl der Gebote (248) der Zahl der menschlichen Glieder (gemäß der talmudischen Anatomie.

In diesen Zahlenentsprechungen zeigt sich, daß die Mizwot das ganze Leben sowohl in zeitlicher als auch räumlicher Hinsicht umfaßt.

  • Verbote obliegen jedem, der unter dem Gesetz steht
  • Gebote verpflichten dagegen nur unter bestimmten Umständen und Bedingungen

Andere Einteilungen der Mitzwot

  • Gebote, die nur für bestimmte Personen gelten (z.B. Priester, Frauen ...)
  • Gebote, die von der Anwesenheit im Lande Israel abhängen
  • Gebote, die an die Existenz des Tempels in Jerusalem gebunden sind
  • Gebote, die mit den Personen selbst verbunden sind, unabhängig davon, wo sie sich gerade aufhalten
  • Gebote, die an bestimmte Zeiten gebunden sind

von Alois Payer


G-tt gab uns Gebote, die Ihm lieb sind und die essentiell sind für Seinen ewigen Weltenplan. Wenn wir eine Mizwa (ein Gebot) ausüben, tun wir etwas für Ihn. Etwas das Er unendlich wünscht, das Ihn in Ewigkeit berührt.

Wir dienen Ihm, anstatt anzustreben, dass wir von Ihm bedient werden. Die Gelegenheit zu dienen bietet einen Ausweg aus dem Narzismus indem sie uns über uns selbst hinausträgt. Das Wesentliche ist nun die Tat, nicht die Person. Ist die Tat gut? Das ist die Frage. Ist sie richtig? Auch wenn ich nicht zur Gänze gut bin, kann ich das wahrhaft Gute tun. Wenn du eine Mizwa machst, ist das gut, unabhängig davon, wer oder was du sonst bist. Diese garantierte Gelegenheit bringt wirkliche Freude ins Leben. Daher heisst es „Diene G-tt mit Freude“, denn Dienen ist hier das einzige Mittel zur Freude.

Wenn du dich dem Dienst an G-tt hingibst, ist es ganz natürlich, dass du andere willst, die das Gleiche tun, denn nur gemeinsam können wir Seinen Plan wirklich erfüllen. Es geht um Kooperation, nicht um religiösen Wettbewerb.

Nicht weniger signifikant ist die Tatsache, dass wir geboren sind für diese Mizwot. G-tt hat uns für dieses Projekt geschaffen. Es ist daher gerade unser wahrstes „Selbst“, das die Mizwot ausübt, und nicht etwa Selbstverleugnung.

Die 613 Mizwot machen dich nicht religiös oder fromm. Sie verbinden einfach das jüdischste im Juden mit dem G-ttlichsten in G-tt. Eins zu eins.

Die Mizwot sind die vielen Intimitäten, die wir mit G-tt teilen können. Sie drücken das Jüdische in dir aus. Jede Mizwa zählt – jeder Jude / jede Jüdin ist wertvoll. Ja, das ist Judentum.

von Manis Friedman